Ab jetzt wird gefeiert!
Das waren die Anfänge des Schützenfestes in HildesheimSehnsucht nach Unterhaltung
Zum traditionellen Handwerkertag, dem jeweiligen Montag in der Festwoche, erhalten unter anderem Friseur-, Bäcker- und Schlachter-Lehrlinge sowie Gesellen von ihren Lehrherren 5 Mark zum Besuch des Rummelplatzes. Bei einem Fahrpreis von einem Groschen für ein Kettenkarussell ein spendables Taschengeld. Die Menschen in der Nachkriegszeit haben Nachholbedarf und freuen sich in den Jahren des Wiederaufbaus über Unterhaltung.
Es boomt!
Der Umzug zum Volksfestplatz1974 lockt das Schützenfest mit „Public Viewing“
Im Jahr der Fußball-Weltmeisterschaft können die Hildesheimer in der nun weitläufigeren Festmeile ganz groß feiern: Im Festzelt Fichtelmann werden auf drei Farb-Fernsehgeräten die spannendsten Spiele übertragen. Jahrzehnte vor der Erfindung von „Public-Viewing“ locken die Organisatoren damit zu einem Schützenfestbesuch. Ein Novum: Parallel stattfindende Fußball-Partien, die offiziell nicht im Fernsehen übertragen werden, flimmern zeitversetzt über die Bildschirme im Festzelt.
Nach dem Erfolg kommt die Flaute
In den kommenden Jahren gehen die Besucherzahlen jedoch rapide zurück. Der Glanz des einstigen Zugpferdes Hildesheimer Veranstaltungen bröckelt in den 80er und 90er Jahren immer weiter. Die Umsätze der Schausteller sind teilweise so schlecht, dass sie schon in der Mitte der Woche ihre Sachen packen und Hildesheim den Rücken kehren.

Das waren die Highlights beim Schützenfest:
Bei besonders warmem Wetter sorgt der „Happy Sailor“ während der Fahrt für eine kurze Abkühlung. Denn das Karussell dreht sich nicht nur rasend schnell, sondern spritzt auch mit Wasser.
Sogar die Achterbahn des Münchner Oktoberfests kommt zu den besten Zeiten nach Hildesheim. Außerdem gibt es eine zweistöckige Go-Kart-Bahn und ein „Rotor-Fass“, in dem Steilwandfahrer auf Motorrädern und Rennwagen im Kreis fahren. Der „Booster Maxx“ ist etwas für ganz starke Nerven: Ein langer Arm wirbelt die mutigen Festplatz-Besucher durch die Luft. Sportlich Interessierte können in einer Boxbude Kämpfe beobachten.
Das Hin und Her
Schützenfest oder Stadtfest?Schützen feiern im Stadtzentrum
Der Erfolg alter Tage kehrt nicht zurück. Nach einem Jahrzehnt ist 2012 auch das Schützenfest an der Pappelallee endgültig Geschichte. Statt eines Schützenfestes mit Karussells wird in den Jahren 2013, 2014 und 2016 das Hildesia-Stadtfest im Stadtzentrum gefeiert. Die HSG organisiert das Stadtfest gemeinsam mit den Junggesellen sowie Matthias Mehlers Event-Werft. 2015 ist das Fest in den Tag der Niedersachsen integriert, mit einer Vesper an der Steingrube und kaum Aufmerksamkeit.
Das halten die Hildesheimer vom Ortswechsel
Schützenfest 2019
So sieht es auf dem Volksfestplatz ausDie HAZ testet das Hildesheimer Schützenfest
Schützenumzug 2019 – das ist die Route
Vorurteile gegen Schützen - und deren Antworten

Vorurteile gegenüber Schützen – und was sie dazu sagen
Schützen, das sind doch diese durchgeknallten Waffennarren, die einmal im Jahr in voller Montur in überhitzen Bierzelten zu geschmacklich fragwürdiger Musik Unmengen Alkohol konsumieren. Oder?
Hagen Heuer, Vorsitzender der rund 250 Mitglieder starken Hildesheimer Schützengesellschaft und des Vereins Hildesheimer Volksfest sieht das naturgemäß etwas anders. Hier seine Antworten auf acht gängige Vorurteile.

Beim Schützenfest geht’s nur ums Saufen.
Schützen sind erzkonservativ und traditionalistisch.
Gewehre, Uniformen, Marschmusik, Titel wie „Bürger-Oberführer“ – solche militaristischen Attribute sind nicht mehr zeitgemäß.
Schießsport ist gar kein Sport.
Schützenvereine sind ein Einfallstor für Waffennarren aller Art.
Einschub: Wie würden Sie reagieren, wenn Sie den Verdacht hätten, eines Ihrer Mitglieder gehört beispielsweise zu den sogenannten Reichsbürgern?
„Einen solchen Verdacht würden wir dem Ordnungsamt melden, damit dort die Zuverlässigkeit des Betroffenen in Bezug auf die Waffennutzung überprüft werden kann. Wenn es sich um jemanden handelt, der neu aufgenommen werden möchte, würden wir ihn von vornherein ablehnen.“